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Ein bisschen Licht ins Dickicht von Unterstützungsmöglichkeiten

Wer aus welchen Gründen auch immer in eine Situation gerät, in der Hilfe für die Seele benötigt wird, findet sich vor einem Dickicht an Möglichkeiten:

 

Psychologen, Psychiater, Neurologen, Psychotherapeuten, Heilpraktiker, medizinische Reha, berufliche Reha und nicht zuletzt auch Coaches.

 

Wer macht was? Was wird wie finanziert? Was ist wann sinnvoll?

 

Ich möchte einen kurzen Überblick geben (Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben):

  • Psychologen haben Psychologie studiert, sind aber nicht zwangsläufig auch Therapeuten. Daher fallen sie als Adressat meist raus, sofern sie keine Zusatzausbildung haben.
  • Psychiater haben Medizin studiert und die Facharztausbildung im Bereich Psychiatrie gewählt. Sie sind primär für die medikamentösen, körperlichen Aspekte zuständig. Zu Ihnen wird der Hausarzt meist zuerst verweisen, wenn eine Krankschreibung über ein "normales" Maß hinaus geht und/oder offenbar wird, dass die Thematik doch ein größerer Brocken ist. Zu ihnen geht man in der Regel mit einer Überweisung. Ein Psychiater wird ggf. weitere psychotherapeutische Behandlung anraten.
  • Neurologen sind Mediziner mit Facharztausbildung in Neurologie. Nervenarzt ist die deutsche Übersetzung. Neurologen sind dann für unsere Themen interessant, wenn sie auch Psychiater sind, ansonsten beschränkt sich ihr Aufgabengebiet auf die körperlichen Aspekte von neurologischen Störungen wie z.B. nach Schlaganfällen, Hirnverletzungen etc. Auch für Neurologen braucht man eine Überweisung.
  • Psychotherapeuten haben eine 5-jährige therapeutische Zusatzausbildung gemacht, meist auf das Psychologie Studium aufbauend (psych. Psychotherapeuten), in weniger Fällen auf ein Medizin oder Pädagogikstudium aufgebaut. Es bedarf nicht unbedingt einer Überweisung. Psychotherapeuten haben sich auf unterschiedliche Themenschwerpunkte wie Psychoanalyse, Tiefenpsychologie, Verhaltenstherapie u.a. spezialisiert (welches Gebiet passend ist, darüber kann man im Vorfeld recherchieren oder es im Zweifel auch mit dem Therapeuten direkt klären). Psychotherapeuten sind derzeit sehr gefragt und wer bereits auf der Suche nach einem solchen Therapeuten war, wird wissen, wie schwierig sich die Suche gestaltet. Die Krankenkasse hat in der Regel eine Liste parat, durch die man sich dann durchtelefonieren soll/muss/kann. Es gibt lange Wartezeiten und man muss eine gehörige Portion Geduld und Durchhaltevermögen aufbringen, um einen Termin zu bekommen. Hat man dann einen, findet in jedem Fall  mindestens ein Erstgespräch (vorsichtshalber sollte gefragt werden, wie dieses Gespräch abgerechnet wird), meist aber 4-5 sogenannte probatorische Sitzungen statt. In diesen ersten Sitzungen wird der Bedarf abgeklärt und man kann sich gegenseitig "beschnuppern", bis in Absprache mit den Therapeuten ggf. ein Antrag bei der Krankenversicherung auf Kostenübernahme für eine Kurzzeittherapie (max. 2x 12 Sitzungen) oder auch eine längere Therapie über ein Gutachten beantragt wird. Handelt es sich um Therapeuten mit Kassensitz, werden die Kosten von der Krankenversicherung getragen. Auch wenn die Suchhe schwierig ist, macht es Sinn nicht gleich den Erstbesten zu wählen, sondern sich erst dann einzulassen, wenn man auch wirklich das Gefühl hat bei der Person gut aufgehoben zu sein.
    Wichtig zu wissen ist auch, dass psychologische Psychotherapeuten in einigen Punkten den Ärzten gleichgestellt sind. Sie können z. B. ebenso wie der Arzt eine Überweisung in eine AkutKlinik vornehmen.
  • Heilpraktiker gibt es in zwei Varianten, die "großen und die kleinen". Die Ausbildungen sind schulisch. Als "kleiner HP" werden umgangssprachlich die bezeichnet, die explizit den Teil der Heilpraktikerausbildung gewählt haben, der sich auf die Psyche und psychische Erkrankungen bezieht. Sie werden als "Heilpraktiker für Psychotherapie" bezeichnet. Diese Ausbildung kann nebenberuflich oder in Vollzeit absolviert werden, eine Prüfung findet vor der Ärztekammer statt und ist bekanntlich nicht leicht zu bestehen. Eine Heilpraktikerausbildung liefert das Basiswissen. Im Anschluss entscheiden sich die Absolventen für Diagnostik- und Therapieformen ihrer Wahl, für die sie entsprechende Zusatzausbildungen machen. Sofern man keine Zusatzversicherung für Heilpraktiker abgeschlossen hat, sind die Kosten hierfür selbst zu tragen.
  • Coaches sind keine Therapeuten. Coaches haben nicht den Anspruch zu heilen, sondern geben Hilfe zur Selbsthilfe: Lebensberater, Impulsgebende sind auch passende Umschreibungen. Coaching ist kein geschützter Bereich und die Ausbildungen sind sehr unterschiedlich, sie reichen von mehrwöchigen bis zu mehrjährigen Ausbildungen. Es empfiehlt sich, sich anzusehen, welche Ausbildung ein Coach absolviert hat bzw. welche relevanten Qualifikationen darüber hinaus vorhanden sind. Auch hier sind die Kosten von den Klienten/Coachees selbst zu tragen. Coachings sind in der Regel nicht auf lange Zeit ausgelegt, im Gegensatz zu Psychotherapien, die sich oft über Jahre erstrecken. Wer schnelle Hilfe sucht, um sich selbst und seine Herausforderungen aus anderer Perspektive zu betrachten; wer sich selbst in der Lage fühlt, für sein Leben Verantwortung zu übernehmen und wer sich nicht in einer manifesten schweren psychischen Erkrankung befindet, kann bei einem Coach gut aufgehoben sein. Im Zweifel sollte ein Coach in der Lage sein, die eigenen Grenzen zu erkennen und ggf. an Psychotherapeuten oder Psychiater zu verweisen.
  • medizinische Reha: Sie werden bei Berufstätigkeit in den meisten Fällen von der Rentenversicherung finanziert und dienen der Prävention bzw. der Anschlussheilbehandlung. Das heißt, wenn man das Gefühl hat seinen täglichen Verpflichtungen nicht mehr gut nachkommen zu können und sich ins Burnout schliddern sieht, könnte es einen Versuch wert sein, eine psychosomatische Reha zu beantragen. Früher unter dem Begriff "Kur" eher bekannt und daher auch heute vielfach noch mit einem Erholungsurlaub assoziiert, ist eine psychosomatische Reha nicht wirklich nur erholsam. Die meisten psychosomatischen Rehas dauern 5 Wochen und bieten einem ein pralles komprimiertes Paket aus Einzel/Gruppen Therapieformen, kreativen und sportlichen Angeboten. Aus den eigenen 4 Wänden rauszukommen, Distanz zu den Lieben und zum Job zu bekommen kann sowohl herausfordernd wie auch befreiend wirken. In der Regel liegen die Rehakliniken landschaftlich reizvoll, so dass man die Chance auf viel Aufenthalt in der Natur hat. Welche Klinik für wen geeignet ist, hängt von den eigenen Prioritäten ab. Man sollte sich fragen: Wie wichtig ist mir die Lage, die Größe des Hauses, das Essen, die Therapieangebote, die Philosophie des Hauses, die Ausstattung, die Freizeitmöglichkeiten etc. Sicher gibt es im Bekanntenkreis die ein oder andere Erfahrung oder auch Tipps. Ganz wichtig: man hat die freie Wahl! Die Rentenversicherungen bieten gerne Häuser an, man darf aber auch einen Wunsch äußern (am besten gleich bei Beantragung) und im Zweifel einen sog. Umstellungsantrag einreichen, wenn die angebotene Klinik nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Einen Antrag kann man sich von der zuständigen Rentenversicherung holen bzw. zuschicken lassen. Darin sind Teile selbst auszufüllen, andere vom Arzt oder Psychotherapeuten. Ein Hinweis: einer medizinischen Reha sollte meist ein Versuch der ambulanten Therapie vorausgegangen sein. Sollte dies mangels Therapeut oder aufgrund der Lebenssituation nicht möglich gewesen sein, tut man gut daran, dies im Antrag zu erwähnen. Für die Dauer der Maßnahme erhalten die Teilnehmenden sog. Übergangsgeld, das in etwa so hoch ausfällt wie Krankengeld.
  • berufliche Reha: ist dann nötig, wenn sich herausstellt, dass der alte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Eine berufliche Reha kann nur nach einer medizinischen Reha beantragt werden. Die Empfehlung einer beruflichen Reha kann das Ergebnis der med. Reha sein. Ein entsprechender Antrag kann dann schon in der med. Reha mit Unterstützung der dort zuständigen Pädagogen gestellt werden. Eine berufliche Reha kann vieles bedeuten. Sie wird deshalb zunächst "im Grunde bewilligt". Dann folgt ein mehrwöchiges ambulantes Assessmentverfahren, indem die weitere Richtung ausgelotet wird. Darauf können berufsstabilisierende Maßnahmen, begleitete Praktika, Qualifizierungsmaßnahmen zum Quereinstieg in ein neues Feld oder auch Umschulungen folgen. Auch während dieser Maßnahmen gibt es Übergangsgeld.

Ich hoffe, ich konnte einen kleinen Überblick verschaffen. Wer dazu mehr wissen will, darf mich gerne ansprechen.